Self-Checkout-Initiative

Self-Checkout: Markterhebung 2023

SB-Kassen wachsen schneller als Self-Scanning-Systeme

Die aktuelle Marktanalyse des EHI zur Verbreitung von Self-Checkout-Systemen in Deutschland zeigt ein starkes Wachstum in den letzten zwei Jahren: Mehr als 5.000 Geschäfte bieten ihren Kundinnen und Kunden heute die Möglichkeit, den Scan- und Bezahlvorgang selbst in die Hand zu nehmen, oft sogar mit verschiedenen Optionen. Das eigene Scannen der Artikel – stationär an der Kasse oder mobil am Regal – wird als zusätzlicher Kundenservice verstanden, um vor allem Wartezeiten zu verkürzen oder lästiges Umpacken an der Kasse zu vermeiden.

Zahl der Geschäfte mit Self-Checkout-Angebot

Ein Ziel der EHI Self-Checkout Initiative ist es, aktuelle Marktübersichten über die in Deutschland existierenden Self-Checkout- und Self-Scanning-Systeme zu erstellen. Nicht berücksichtigt wurden reine Self-Payment-Systeme, also Automaten, an denen die Kundschaft ausschließlich den Bezahlvorgang, nicht aber den Registrierungsvorgang selbst durchführen. Außerdem wurden nur Installationen berücksichtigt, die auf Dauer angelegt sind. Daher wurden einige wenige Geschäfte, die als Pilot- oder Testmärkte bezeichnet werden können, bei der Zählung nicht berücksichtigt.

Die EHI-Markterhebung mit Stand August 2023 zum Einsatz von Self-Checkout-Systemen und Self-Scanning-Systemen in Deutschland dokumentiert, dass mittlerweile in 4.270 Geschäften stationäre Self-Checkout-Kassen genutzt werden können und in 2.152 Geschäften das sogenannte Self-Scanning, entweder mittels Handscanner, per Einkaufswagen mit Scanner oder per App auf dem eigenen Smartphone, angeboten wird. In gut 1.400 Geschäften kann die Kundschaft zwischen mindestens zwei Varianten des Self-Checkouts wählen.

Geschäfte mit stationären SCO, Self-Scanning oder beides

Im Vergleich zum August 2021 hat sich die Zahl der Einzelhandelsgeschäfte mit stationären Self-Checkout-Systemen in Deutschland in den letzten zwei Jahren um 153 Prozent erhöht und bei mobilen Self-Scanning-Systemen mit einem Plus von 119 Prozent ebenfalls mehr als verdoppelt!

Self-Checkout versus Self-Scanning

Dabei bieten einige Märkte ihren Kunden gleich mehrere Varianten des Self-Checkouts an. In den Globus Markthallen, bei Kaufland und in den Rewe-Märkten beispielsweise können die Kundinnen und Kunden beim Self-Scanning fast immer zwischen Handscanner und eigenem Smartphone wählen, zusätzlich stehen oft stationäre SCO-Kassen zur Verfügung.

Geschäfte mit stationären SB-Kassen nach Branchen

Gut 60 Prozent aller Geschäfte mit stationären Selbstbedienungskassen finden sich nach wie vor im Lebensmitteleinzelhandel und mittlerweile jeweils 15 Prozent in Drogeriemärkten und Bau- und Heimwerkermärkten. Offensichtlich sind diese beiden Branchen neben dem Lebensmitteleinzelhandel aufgrund der Kundenstruktur, der Kundenfrequenz und der Warenkorbgrößen am besten für diese Art des Self-Checkouts geeignet und bieten hier die größten Vorteile für die Kundinnen und Kunden.

Geschäfte mit Self-Checkout-Kassen nach Branchen  2023

Sowohl bei der Rewe-Gruppe als auch bei der Edeka-Gruppe waren Anfang August dieses Jahres bereits über 750 Märkte mit stationären SB-Kassen zu finden. Aber auch bei Rossmann, Obi, Netto, Penny, Kaufland und dm-drogeriemarkt hat die Zahl der Märkte die Marke von 150 zum Teil deutlich überschritten. Eine nennenswerte Anzahl findet sich auch bei Bauhaus, Thalia, Aldi-Süd, Hornbach, Globus Baumärkte, Decathlon, Globus Markthalle und Ikea. In den Daten enthalten sind auch 105 so genannte 24/7-Märkte wie Rewe Nahkaufboxen, teo tegut, Tante Enso und ähnliche Formate.

Im klassischen Lebensmitteleinzelhandel gibt es mittlerweile mehr als 2.600 Märkte mit durchschnittlich 3,7 SB-Kassen pro Markt. Damit erreichen die Märkte mit SB-Kassen einen Marktanteil im LEH von rund 7,5 Prozent. Die Baumarktbranche bietet ihren Kunden inklusive der 53 Würth24-Filialen insgesamt 654 Einkaufsstätten mit Self-Checkout-Option an 2.100 SCO-Kassen. Die Drogeriemärkte bieten den stationären Self-Checkout an 648 Standorten mit 1.707 SB-Kassen an.

Stationäre Self-Checkout-Kassen

An den stationären Self-Checkout-Systemen in 4.270 Märkten sind etwas mehr als 16.000 SB-Kassen im Einsatz, davon allein 9.600 im Lebensmitteleinzelhandel. Die meisten Kassen stehen den Kunden in Rewe- und Edeka-Märkten zur Verfügung. Außerhalb des Lebensmitteleinzelhandels sind die meisten SB-Kassen nach wie vor in den Ikea-Möbelhäusern zu finden. Im Kassen-Ranking folgen dann Rossmann, Netto Markendiscount, Kaufland und die Obi-Gruppe.

Zahl der Self-Checkout-Kassen 2023

Setzt man die im Lebensmittelhandel im Einsatz befindlichen rund 9.600 SCO-Kassen in Relation zu den ca. 230.000 herkömmlichen Kassen, so wird schnell deutlich, dass SB-Kassen mittlerweile durch das Wachstum eine ansprechende Marktbedeutung in Deutschland erlangt haben. Hinzu kommt, dass sie weiterhin ein großes Marktpotenzial besitzen, da viele Lebensmitteleinzelhändler bei Umbauten oder Neueröffnungen Installationen planen und davon auszugehen ist, dass auch im Discountbereich ein weiteres Wachstum stattfinden wird.

Self-Checkout-Kassen nach Branchen 2023

Gewichtskontrolle ist nach wie vor im LEH ein probates Mittel, um fehlerhafte Registrierungen zu vermeiden, obwohl der Anteil dieser Sicherheitstechnik mit steigender Anlagenzahl abnimmt. Dabei wird der eingepackte Artikel mit einer Waage unter der Einpackstation gewogen und das ermittelte Gewicht mit dem verglichen, das für den gescannten Artikel in einer Datenbank hinterlegt ist. Außerhalb des LEH findet die Gewichtskontrolle nahezu keine Anwendung. Generell gehen derzeit immer mehr Geschäfte dazu über, den SCO-Kassenbereich mit Ausgangsgates und Kameratechnik auszustatten, um die Kontrollmöglichkeiten zu verbessern.

Barzahlungsoption stark rückläufig

Dominierten bis vor zwei Jahren noch Barzahlungsangebote am Self-Checkout, so hat sich dies bis heute grundlegend geändert. Im Zuge veränderter Zahlungsgewohnheiten hin zu mehr bargeldlosen Zahlungen – nicht zuletzt gefördert durch die Corona-Pandemie – hat sich auch das Zahlungsmittelangebot am Self-Checkout verändert. Dies erleichtert es den Unternehmen, auf Barzahlungsmodule am SCO ganz zu verzichten oder diese nur an wenigen Kassen anzubieten. Auch im Lebensmitteleinzelhandel verzichten immer mehr Händler auf Barzahlungsmodule, obwohl kleine Einkäufe nach wie vor häufig bar bezahlt werden. Immerhin kommen noch rund 45 Prozent der Lebensmittel- und Baumärkte dem Kundenwunsch nach und bieten Selbstbedienungskassen mit Barzahlungsmodul an, obwohl dies höhere Investitionskosten erfordert. Hinzu kommt eine deutlich höhere Wartungsintensität als bei reinen Kartenzahlungssystemen, da Cash-Systeme etwas störungs- und wartungsanfälliger sind.

Dennoch gibt es noch eine Reihe von Unternehmen, die ihrer Kundschaft durchgängig an allen Stationen die Barzahlung ermöglichen. Andere bieten ein Mix von bar und unbaren Stationen. Etwa die Hälfte der Handelsunternehmen bietet – meist sicher aus strategischen und aus Kostengründen – überhaupt keine Barzahlungsmöglichkeit an Selbstbedienungskassen an.

Barzahlungsmöglichkeit an stationären SCO-Kassen 2023

Bezogen auf den Gesamtmarkt, kann die Kundschaft in 35 Prozent der Geschäfte mit SB-Kassen ihre Einkäufe bar bezahlen. Zwar sinkt erfahrungsgemäß die Nutzungsquote, insbesondere bei niedrigen durchschnittlichen Einkaufsbeträgen, wenn keine Barzahlungsmöglichkeit angeboten wird, aber die Zunahme bargeldloser Zahlungen auch bei Kleinbeträgen und die generell höhere Bereitschaft zu bargeldlosen Zahlungen im gesamten Einzelhandel führen dazu, dass immer mehr Unternehmen bei Neuinstallationen auf Barzahlungsmodule verzichten. Bei einem gänzlichen Verzicht gehen jedoch auch potenzielle SCO-Kunden verloren, was sich in der Regel in niedrigeren Nutzungsraten niederschlagen dürfte.

Barzahlungsmöglichkeit nach Branchen SCO-Kassen 2023

Barzahlungsmöglichkeiten am Self-Checkout werden den Kundinnen und Kunden vor allem in Baumärkten und bei Vollsortimentern im Lebensmittelhandel angeboten. Drogeriemärkte hingegen akzeptieren ausschließlich bargeldlose Zahlungen an Selbstbedienungskassen.

Mobiles Self-Scanning

Die 2.152 Angebote für mobiles Self-Scanning, sei es per Handscanner, Einkaufswagen mit Scanner oder App auf dem eigenen Smartphone, haben sich in den letzten zwei Jahren zwar verdoppelt, allerdings je nach Technologie unterschiedlich und insgesamt weniger stark als die stationären Selbstbedienungskassen.

Geschäfte mit Self-Scanning nach Branchen 2023

Die meisten Anwendungen finden sich nach wie vor im Lebensmitteleinzelhandel. Immerhin gibt es fast 1.000 Geschäfte, die Handscanner oder Einkaufswagen mit Scanner anbieten. Handscanner werden überwiegend bei Rewe und Globus eingesetzt, Einkaufswagen fast ausschließlich in der Edeka-Gruppe, in der Region Edeka-Minden mit dem „Easy Shopper“ sowie bei Edeka-Hessenring und anderen Regionen mit der „Scanbox“ und dem „Smartshopper“. Mehr als 5.000 Einkaufswagen im täglichen Einsatz zeigen, dass diese Technologien alltagstauglich sind und das Pilotstadium weit hinter sich gelassen haben. Das Angebot an Märkten mit Handscannern ist um ein Mehrfaches höher als das mit Einkaufswagen.

EHI Markterhebung: Self-Scanning Systeme nach Technologien 2023

Zu den insgesamt mehr als 1.900 Geschäften, in denen Self-Scanning per App in Deutschland möglich ist, zählen Unternehmen mit mehr als 50 Filialangeboten wie Rewe, Edeka, Thalia, Penny, Poco, Kaufland, Globus Markthalle, Netto Markendiscount und Ikea. Reine Einkaufsmöglichkeiten per App ohne parallele weitere stationäre oder mobile Self-Checkout-Angebote sind noch sehr selten.

Die Marktanalyse des EHI mit Stand August 2023 umfasst insgesamt 63 Unternehmen und Unternehmensgruppen, die Self-Checkout-Möglichkeiten in unterschiedlicher Ausprägung im Einzelhandel anbieten. Darüber hinaus sind dem EHI gut ein halbes Dutzend Unternehmen bekannt, die derzeit Tests durchführen oder erste Tests bis Ende 2023 planen.

Die gute Kundenakzeptanz von Self-Checkout- und teilweise auch Self-Scanning-Systemen wird sicherlich dazu führen, dass in naher Zukunft weitere Unternehmen ihren Kunden diesen Service anbieten werden. Das Marktangebot an stationären Self-Checkout-Kassen wird weiter wachsen. Eine ähnliche Dynamik ist im Bereich des mobilen Self-Scanning per Handscanner und per Einkaufswagen zu erwarten. App-Lösungen per Smartphone sind nicht zuletzt aufgrund der geringeren Investitionskosten für den Handel schnell flächendeckend umsetzbar, allerdings ist die Nutzung dieser Angebote überwiegend noch sehr gering.

Auch der Fachkräftemangel im Handel mit einem anhaltenden Bedarf an qualifiziertem Kassenpersonal begünstigt derzeit das Self-Checkout-Angebot vieler Händler. Self-Checkout-Systeme gelten als moderne, flexible und zukunftsorientierte Kassensysteme.

Mit der zunehmenden Verbreitung und vor allem Nutzung von SCO-Systemen steigt auch das Diebstahlrisiko. Viele Unternehmen arbeiten derzeit daran, diese Gefahren zu minimieren. Dazu werden eine Reihe von technischen Hilfsmitteln wie Ausgangsschleusen, Gewichtskontrollen durch Waagen, Kameraüberwachung, Kundenmonitore, Einblendung von Bondaten in Kamerabilder, KI-Systeme zur Verhaltens- und/oder Produkterkennung, Plausibilitätskontrollen durch Datenauswertungen bis hin zu einer ausreichenden Personalausstattung in SCO-Bereichen eingesetzt. Diese Bedrohung hemmt derzeit ein wenig den Wachstumspfad, so wurden auch schon in ganz wenigen Betrieben SCO-Angebote wieder abgebaut.