Self-Checkout: Markterhebung 2021
Self-Scanning und Self-Checkout-Systeme immer präsenter
Die aktuelle EHI-Marktanalyse zur Verbreitung von Self-Checkout-Systemen zeigt: Mehr als 2.300 Geschäfte bieten heute ihren Kunden und Kundinnen die Möglichkeit, den Scan- und Bezahlvorgang selbst in die Hand zu nehmen, teils sogar mit verschiedenen Optionen. Das kundeneigene Scannen seiner Artikel – stationär an der Kasse oder mobil am Regal – wird als zusätzlicher Kundenservice verstanden, um primär Wartezeiten zu verkürzen oder ein lästiges Umpacken an der Kasse zu vermeiden.
Die EHI Self-Checkout Initiative verfolgt u. a. das Ziel, aktuelle Marktübersichten existierender Self-Checkout- und Self-Scanning-Systeme in Deutschland zu erstellen.
Nicht berücksichtigt wurden reine Self-Payment-Systeme, also Automaten, an denen Kunden/innen ausschließlich den Bezahlvorgang, nicht aber den Registriervorgang selbst durchführen.
Außerdem wurden ausschließlich Installationen berücksichtigt, die auf Dauer angelegt sind. Daher blieben einige wenige Geschäfte, die als Pilot- oder Testmärkte eingestuft werden konnten, bei der Zählung unberücksichtigt.
Die aktuelle EHI-Markterhebung mit Stand August 2021 zum Einsatz von Self-Checkout-Systemen und Self-Scanning-Systemen in Deutschland dokumentiert, dass mittlerweile in 1.687 Geschäften stationäre Self-Checkout-Kassen genutzt werden können und in 983 Geschäften das sogenannte Self-Scanning, entweder mittels Handscanner, per Einkaufswagen mit Scanner oder per App auf dem eigenen Smartphone, angeboten wird.
Im Vergleich zum Stand August 2019 hat sich die Zahl der Einzelhandelsgeschäfte mit stationären Self-Checkout-Systemen in den letzten zwei Jahren in Deutschland fast verdoppelt und bei mobilen Self-Scanning-Systemen sogar verzehnfacht!
Dabei bieten einige Geschäfte ihrer Kundschaft gleich mehrere Variationen des Self-Checkouts an. In Globus SB-Warenhäusern und in Rewe-Märkten kann beispielsweise die Kundschaft beim Self-Scanning fast immer zwischen Handscanner und eigenem Smartphone wählen, zusätzlich stehen auch noch stationäre SCO-Kassen zur Verfügung. Auch bei Nutzung der Edeka-App stehen meistens auch stationäre SCO-Kassen zur Alternative.
Geschäfte mit stationären SB-Kassen nach Branchen
Rund 60 Prozent aller Geschäfte mit stationären SB-Kassen sind im Lebensmitteleinzelhandel zu finden, und mittlerweile fast ein weiteres Viertel in Bau- und Heimwerkermärkten. Offensichtlich eignen sich beide Branchen aufgrund der Kundenstruktur, der Kundenfrequenz und der Einkaufskorbgrößen am besten für diese Art des Self-Checkouts und für Kunden und Kundinnen bieten sich hier am ehesten Vorteile.
In der Edeka-Gruppe finden sich derzeit mehr als 350 Märkte mit stationären SB-Kassen, während in der Rewe-Gruppe auch schon mehr als halb so viele Supermärkte ihrer Kundschaft SCO-Kassen anbieten. Aber auch die Marktanzahl bei Kaufland, Netto Markendiscount, Bauhaus und Rossmann mit diesen Angeboten hat schon die Marke von 100 zum Teil sehr deutlich überschritten.
Eine nennenswerte Anzahl findet sich darüber hinaus noch bei Decathlon, Hornbach, Globus Baumärkte und Obi. Außerhalb des Lebensmittelsektors sind SB-Kassen vor allem bei Ikea, Decathlon und bei vier Baumarktbetreibern zu finden.
Im klassischen Lebensmitteleinzelhandel gibt es derzeit knapp 1.000 Märkte, die typischerweise jeweils vier oder mehr Self-Checkout-Kassen einsetzen. Damit haben Märkte mit SB-Kassen derzeit immer noch einen Marktanteil im LEH von unter 3 Prozent. Die Baumarktbranche bietet ihrer Kundschaft inklusive der 22 Würth24-Niederlassungen insgesamt 389 Einkaufsstätten mit Self-Checkout-Option an 1.350 SCO-Kassen an.
Stationäre Self-Checkout-Kassen
Bei den stationären Self-Checkout-Systemen in 1.687 Märkten kommen derzeit insgesamt rund 7.240 SB-Kassen zum Einsatz, gut die Hälfte davon allein im Lebensmitteleinzelhandel. Die meisten Kassen stehen den Kunden nach wie vor in den Ikea-Möbelhäusern zur Verfügung. Im Kassen-Ranking folgen dann die Edeka-Gruppe, die Rewe-Gruppe sowie Kaufland knapp vor Netto Markendiscount.
Setzt man die im Lebensmittelhandel im Einsatz befindlichen rund 3.700 SCO-Kassen in Relation zu den ca. 235.000 herkömmlichen Kassen, so wird schnell deutlich, dass SB-Kassen trotz Wachstum noch eine geringe Marktbedeutung in Deutschland haben. Aber sie besitzen ein großes Marktpotential, da viele Lebensmittelhändler bei Umbauten oder Neueröffnungen mit Installationen planen.
Gewichtskontrolle ist nach wie vor im LEH ein probates Mittel, um fehlerhafte Registrierungen zu vermeiden. Dabei wird der eingepackte Artikel mit einer Waage unter der Einpackstation gewogen und das ermittelte Gewicht mit dem verglichen, das für den gescannten Artikel in einer Datenbank hinterlegt ist.
Im LEH sind nach wie vor über 75 Prozent der SB-Kassen mit dieser Technologie ausgestattet, außerhalb des LEH findet die Gewichtskontrolle nahezu keine Anwendung. Im Allgemeinen tendieren derzeit immer mehr Geschäfte dazu, den SCO-Kassenbereich mit Ausgangsgates zu versehen, um so die Kontrollmöglichkeiten zu verbessern.
Barzahlungsoption nach wie vor bedeutsam
Mit Ausnahme von Ikea, Decathlon, Obi, Netto, Rossmann und einigen wenigen selbständigen Unternehmen bieten fast alle Geschäfte durchgängig ihren Kunden nach wie vor die Barzahlungsmöglichkeit beim stationären Self-Checkout an, wenngleich sich der Anteil der SB-Kassen mit Barzahlungsmodulen sowohl im LEH als auch im Gesamtmarkt mit der Entwicklung der letzten zwei Jahre reduziert hat.
Gerade im Lebensmitteleinzelhandel verzichten Händler vielfach nicht auf Barzahlungsmodule, da kleine Einkäufe immer noch oft bar bezahlt werden. Immerhin akzeptieren 76 Prozent der Lebensmittelgeschäfte den Kundenwunsch und bieten SB-Kassen mit Barzahlungs-Modulen an, obwohl dies höhere Investitionskosten erfordert. Hinzu kommt eine deutlich höhere Wartungsintensität als bei reinen Kartenzahlungsfunktion, weil Cash-Systeme etwas stör- und wartungsanfälliger sind. Aufgrund der veränderten Zahlungsgewohnheiten – nicht zuletzt coronabedingt – zu mehr unbaren Zahlungen, fällt es leichter auf Barzahlungsmodule am SCO gänzlich zu verzichten oder diese nur an wenigen Kassen anzubieten. Bei völligem Verzicht gehen aber auch potentielle SCO-Kunden verloren, was sich in der Regel in niedrigeren Nutzungsraten widerspiegelt.
Mobiles Self-Scanning
Die Angebote zum mobilen Self-Scanning, entweder mittels Handscanner, per Einkaufswagen mit Scanner oder per App auf dem eigenen Smartphone haben in den letzten 2 Jahren rasant zugenommen. Nach wie vor finden sich die meisten Anwendungen im Lebensmitteleinzelhandel. Immerhin gibt es 244 Geschäfte, die Handscanner oder Einkaufswagen mit Scanner zur Verfügung stellen. Erstere sind überwiegend bei Rewe und Globus im Einsatz. Mittlerweile bieten auch annähernd 100 Edekaner ein mobiles Self-Scanning per Einkaufswagen an. In der Region Edeka-Minden mit dem „Easy Shopper“ und Edeka-Hessenring mit der „Scanbox“. Die im täglichen Einsatz befindlichen rund 3.000 Einkaufswagen zeigen, dass diese Technologien alltagstauglich und weit über ein Pilotstadium hinausgekommen sind.
Derzeitiger Spitzenreiter, bei den insgesamt 885 Geschäften in denen Stand August 2021 Self-Scanning per App in Deutschland möglich ist, ist das Unternehmen Thalia mit über 300 Filialangeboten in seinen Thalia- und Mayerschen Buchhandlungen. Danach folgen Edeka und Rewe, in beiden Fällen meistens mit zusätzlichen bzw. alternativen Self-Checkout-Angeboten.
Erste Einkaufsmöglichkeiten per App finden sich aber auch schon seit August diesen Jahres bei Rossmann und seit Oktober bei Kaufland. Auch in den Filialen von Pflanzen-Kölle kann per App Self-Scanning praktiziert werden.
Die Marktanalyse des EHI zum Stand August 2021 umfasst insgesamt 48 Unternehmen und Unternehmensgruppen, die aktuell Self-Checkout-Möglichkeiten in unterschiedlicher Ausprägung im Einzelhandel anbieten. Darüber hinaus sind dem EHI gut ein Dutzend Unternehmen bekannt, die derzeit Tests durchführen oder erste Tests bis zum Jahresende 2021 planen.
Die gute Kundenakzeptanz von Self-Checkout- und Self-Scanning-Systemen wird sicher dazu führen, dass in naher Zukunft weitere Unternehmen ihren Kunden diesen Service anbieten werden. Daher wird das Marktangebot an stationären SB-Kassen stetig wachsen. Eine noch größere Dynamik ist jedoch im Bereich des mobilen Self-Scanning per App zu erwarten, nicht zuletzt aufgrund geringerer Investitionskosten für den Handel.
Neben einer kontinuierlichen Zunahme im LEH könnte ein entscheidender Impuls in naher Zukunft durch Drogerie- und Discountunternehmen gesetzt werden, einerseits durch eine Ausweitung des Angebotes in den schon aktiven Unternehmen, andererseits auch durch weitere Unternehmen dieser Sektoren, wenn sie mit ersten Installationen starten sollten.