Self-Checkout Markterhebung 2017
SB-Kassen: Self-Scanning und Self-Checkout-Systeme gewinnen an Fahrt
Die EHI-Marktanalyse zur Verbreitung von Self-Checkout-Systemen zeigt: Rund 530 Märkte bieten ihren Kunden die Möglichkeit, den Scann- und Bezahlvorgang selbst in die Hand zu nehmen. Das kundeneigene Scannen seiner Artikel – stationär an der Kasse oder mobil am Regal – wird als zusätzlicher Kundenservice verstanden, um primär Wartezeiten zu verkürzen.
Die EHI Self-Checkout Initiative verfolgt u. a. das Ziel, aktuelle Marktübersichten existierender Self-Checkout- und Self-Scanning-Systeme in Deutschland zu erstellen. Nicht berücksichtigt wurden reine Self-Payment-Systeme, also Automaten an denen Kunden ausschließlich den Bezahlvorgang, nicht aber den Registriervorgang, selbst durchführen.
Die EHI-Markterhebung vom August 2017 zum Einsatz von Self-Checkout-Systemen und Self-Scanning-Systemen in Deutschland dokumentiert, dass in 488 Geschäften Self-Checkout-Systeme genutzt werden können und in weiteren 41 Geschäften das sogenannte Self-Scanning angeboten wird.
Dabei wurden ausschließlich Installationen berücksichtigt, die auf Dauer angelegt sind. Daher blieben einige wenige Geschäfte, die als Pilot- oder Testmärkte eingestuft werden konnten, bei der Zählung unberücksichtigt.
Im Vergleich zum Stand August 2015 hat sich die Zahl der Einzelhandelsgeschäfte mit stationären Self-Checkout-Systemen in den letzten zwei Jahren in Deutschland um rund 65 % und bei mobilen Self-Scanning-Systemen um 64 % erhöht. Das EHI rechnet mit einem weiteren Wachstum in diesem Bereich. So werden bis zum Jahresende 2017 über 500 Geschäfte ihren Kunden stationäre SB-Kassen anbieten und weitere 50 Geschäfte mobile Self-Scanning-Systeme im Einsatz haben.
Wichtiger Erfolgsfaktor: Barzahlung
Kaum verändert hat sich in den letzten Jahren die Einstellung der Verbraucher gegenüber der Barzahlung. 98 Prozent der Lebensmittelhändler akzeptieren den vorherrschenden Kundenwunsch und bieten SB-Kassen mit Barzahlungs-Modulen an, obwohl dies höhere Investitionskosten erfordert. Hinzu kommt eine deutlich höhere Wartungsintensität als bei Kartenzahlungs-Modulen, weil Cash-Systeme etwas störanfälliger sind. Auf den Gesamtmarkt bezogen, können Kunden in 84 Prozent der Geschäfte mit SB-Kassen ihre Einkäufe in bar bezahlen.
Beim mobilen Self-Scanning hat der Kunde meistens immer die Möglichkeit den Einkauf auch an einer bedienten Kasse bar zu bezahlen, unabhängig davon, ob die Bezahlstation über ein Barzahlungsmodul verfügt.
Mehr Sicherheit durch Gewichtskontrollen
Gewichtskontrolle ist ein probates Mittel, um fehlerhafte Registrierungen zu vermeiden.
Dabei wird der eingepackte Artikel mit einer Waage unter der Einpackstation gewogen und das ermittelte Gewicht mit dem verglichen, das für den gescannten Artikel in einer Datenbank hinterlegt ist.
Im LEH sind 91 Prozent der SCO-Kassen mit dieser Technologie ausgestattet, über alle Branchen hinweg sind es noch 43 Prozent. Außerhalb des LEH findet die Gewichtskontrolle bisher keine Anwendung.
Stationäre Self-Checkout-Systeme
Bei den installierten Self-Checkout-Systemen in 488 Märkten kommen derzeit insgesamt rund 3.020 Selbstzahlerkassen zum Einsatz. Den Großteil der Self-Checkout-Kassen ist bei den bekannten Vorreitern der Selbstzahlerkassen Ikea und Real installiert.
Neben den Real-Märkten mit den meisten SCO-Standorten und Installationen, bieten die Unternehmen Kaufland, Famila-Nord sowie vorwiegend selbständige Einzelhändler der Unternehmensgruppen Edeka und Rewe diesen zusätzlichen Kundenservice an. Hinzu kommen Installationen beim Cash & Carry Betreiber Selgros, der seinen Großhandelskunden sowohl Self-Checkout-Kassen als auch das Self-Scanning anbietet. Außerhalb des Lebensmittelsektors sind Selbstzahlerkassen fast ausschließlich nur bei Ikea, Decathlon und in den Bauhaus-Baumärkten zu finden.
Mit Ausnahme von Ikea, Decathlon und einigen wenigen selbständigen Unternehmen bieten fast alle Geschäfte durchgängig ihren Kunden die Barzahlungsmöglichkeit beim Self-Checkout an.
Wesentliche Nutzungshürde für die Verbraucher ist allerdings nach wie vor die geringe Verbreitung von SB-Kassen. Im klassischen Lebensmitteleinzelhandel gibt derzeit es knapp 350 Märkte, die typischerweise jeweils vier Self-Checkout-Kassen einsetzen. Damit erreichen Märkte mit SB-Kassen jetzt gerade einmal ein Marktanteil von knapp 1 % erreicht.
Setzt man die im Lebensmittelhandel im Einsatz befindlichen rund 1.450 SCO-Kassen in Relation zu den fast 200.000 herkömmlichen Kassen, so wird schnell deutlich, dass diese Systeme noch eine untergeordnete Marktbedeutung besitzen. Jedoch ist auch zu berücksichtigen, dass nicht jedes Lebensmittelgeschäft und jeder Standort für SB-Kassen geeignet sind.
Mobiles Self-Scanning
Zu den größten Self-Scanning-Pionieren gehört seit 2010 das Unternehmen Feneberg mit derzeit 14 Märkten. Zum Stand August 2017 bietet jedoch auch das Unternehmen Globus SB-Warenhaus bereits in 15 Häusern sein „Scan & Go“-System an und plant, Self-Scanning auch an weiteren Standorten einzuführen. Weitere Installationen dieser optionalen Einkaufsmöglichkeit finden sich bei Tegut sowie bei vorwiegend selbständigen Einzelhandelspartnern der Edeka-Südwest und Edeka-Nordbayern. Typischerweise stehen in diesen Märkten jeweils mindestens 60 Handscanner für den Kundeneinsatz zur Verfügung.
Außerhalb des Lebensmitteleinzelhandels finden sich Self-Scanning-Angebote bei dem C&C-Unternehmen Selgros und erstmalig auch in zwei Globus-Baumärkten. Seit Ende August 2017 gibt es auch ein Lebensmittelgeschäft, das seinen Kunden mobiles Self-Scanning mit dem eigenen Mobiltelefon per App anbietet.
Zwar steckt Deutschland im internationalen Vergleich immer noch in den Kinderschuhen in Sachen SB-Kassen, aber der Markt ist spürbar in Bewegung geraten. Die gute Kundenakzeptanz von Self-Checkout- und Self-Scanning-Systemen wird sicher dazu führen, dass in naher Zukunft weitere Unternehmen trotz höherer Investitionskosten ihren Kunden diesen Service anbieten werden. Es ist auch festzustellen, dass innerhalb der letzten zwei Jahre das Spektrum der Unternehmen, die sich intensiv mit den eigenen Einsatzmöglichkeiten auseinander setzen, wesentlich größer geworden ist. Ein entscheidender Impuls könnte in naher Zukunft durch Drogerie- und/oder Discountunternehmen gesetzt werden, wenn sie die ersten Installationen starten sollten. In einigen ausländischen Märkten haben letztere ja bereits positive Erfahrungen mit SCO-Systemen gemacht.